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Diskurse

Liebe ist einfach Liebe!

von Osho

Frage an Osho: 

Was ist platonische Liebe?

Osho:

Liebe ist einfach Liebe. Sie kann weder platonisch noch hegelianisch noch kantisch sein – Liebe ist einfach Liebe! Platonische Liebe ist nur ein anderer Name für Homosexualität. Plato scheint der Erste gewesen sein, der für Homosexualität eintrat. Viele werden sie schon vor ihm praktiziert haben, aber er ist ihr erster Propagandist.

Das griechische Schönheitsideal war nicht das der weiblichen Schönheit, sondern der männlichen Schönheit. Ihr werdet in den Museen schon griechische Bilder, Standbilder gesehen haben, und euch wird aufgefallen sein: Man findet nirgends ein Bild von einer nackten Frau oder Statuen nackter Frauen. Nein, es ist immer ein Mann. Platonische Liebe ist nur ein guter Deckname für Homosexualität. Man nennt die Sache besser beim richtigen Namen statt sie schönzureden.

Aber Liebe ist weder homosexuell noch heterosexuell. Liebe ist einfach Liebe! Tatsächlich hat Liebe überhaupt nichts mit ihrem Gegenstand zu tun. Liebe ist ein Zustand deines Bewusstseins – wenn du dich freust, wenn ein ganzes Wesen zu einem Tanz wird. Da fängt irgendetwas aus deiner Mitter heraus zu beben, zu strahlen an – etwas beginnt um dich her zu pulsieren und erreicht andere Menschen: Es kann Frauen erreichen, es kann Männer erreichen, es kann Felsen und Bäume und Sterne erreichen …
Wenn ich von Liebe spreche, dann spreche ich von dieser Liebe: einer Liebe, die keine Beziehung, sondern ein Seinszustand ist. Vergesst das nie: Wann immer ich das Wort „Liebe“ gebrauche, meine ich damit einen Seinszustand und keine Beziehung. Beziehung ist nur ein sehr nebensächlicher Aspekt von ihr. Aber eure Vorstellung von Liebe ist im Grunde die einer Beziehung – so als wäre es damit getan.

Ihr habt Beziehungen nur deshalb nötig, weil ihr nicht allein sein könnt, weil ihr noch unfähig seid zu meditieren. Daher ist, bevor ihr wirklich lieben könnt, Meditation unabdinglich. Man muss allein, absolut allein sein können – und dennoch grenzenlos glücklich. Dann könnt ihr lieben. Dann ist eure Liebe kein Bedürfnis mehr. Wohl ein Teilen, aber ohne alle Bedürftigkeit. Dann werdet ihr nicht mehr von denen abhängig sein, die ihr liebt. Ihr werdet mit ihnen teilen – und Teilen ist herrlich!

Aber der gewöhnliche Lauf der Welt ist: Weder ihr selber, noch die Person, die ihr zu lieben glaubt, habt Liebe in euch, aber beide fordert ihr voneinander Liebe: Zwei Bettler, die sich anbetteln! Von daher aller Streit, all die Konflikte, der ewige Hickhack zwischen Liebenden – um nichtige, belanglose, ja idiotische Dinge! Aber sich ständig streiten, das müssen sie …

Der Grundkonflikt ist, dass der Ehemann meint, er bekomme nicht das, was ihm zusteht, die Ehefrau meint, sie bekomme nicht das, was ihr zusteht. Die Ehefrau hält sich für hintergangen und der Ehemann hält sich für hintergangen. Wo bleibt die Liebe? Niemand schert sich darum zu geben, jeder will nehmen. Und wer nur aufs Nehmen aus ist, der bekommt nichts. Und so fühlen sich alle verloren, leer, verspannt. 

Was fehlt, ist das eigentliche Fundament, und ihr habt euren Tempelbau ohne Fundament begonnen. Jeden Augenblick kann er einstürzen und zusammenbrechen. Dabei wisst ihr, wie oft eure Liebe schon kollabiert ist, und trotzdem macht ihr weiter wie bisher, wieder und wieder. 

Ihr lebt in einer unglaublichen Unbewusstheit! Ihr seht nicht, was ihr bisher angerichtet habt, sowohl mit eurem eigenen Leben wie mit dem Leben anderer. Ihr haltet euch steif und fest wie ein Roboter ans alte Verhaltensmuster, obwohl ihr genau wisst, wie oft ihr dasselbe schon vorher getan habt. Und ihr wisst, was dabei jedes Mal herausgekommen ist und insgeheim seid ihr euch im Klaren darüber, dass es wieder genauso enden wird. Weil sich nichts geändert hat. Ihr arbeitet auf dasselbe Ergebnis, denselben Zusammenbruch hin. 

Wenn ihr nur Eines aus eurer fehlgeschlagenen Liebe lernen könnt, dann ist es dies: bewusster zu werden, meditativer zu werden. Und mit „Meditation“ meine ich die Fähigkeit, mit Freuden allein zu sein. Ganz selten vermögen hier und da ein paar Leute ohne jeglichen Grund selig zu sein – einfach indem sie still und beseligt dasitzen! Andere werden sie für verrückt erklären, weil „Glück“ für sie nur bedeuten kann, dass es von einem anderen herrührt: Du triffst eine schöne Frau und bist glücklich oder du triffst einen schönen Mann und bist glücklich! Du aber sitzt wortlos in deinem Zimmer und bist glücklich, wunschlos glücklich? Offenbar hast du sie nicht mehr alle! Die Leute werden dich verdächtigen, Drogen zu nehmen, bekifft zu sein. 

Ja, Meditation ist das ultimative LSD! Denn sie setzt deinen eigenen verborgenen Glanz frei. Und davon wirst du so freudvoll, davon steigt eine solche Lebensfeier in dir auf, dass du keinerlei Beziehung mehr brauchst. Trotzdem kannst du dich noch auf andere beziehen… 

Und der Unterschied zwischen Sichbeziehen und Beziehung ist wie folgt:

Beziehung ist ein Objekt, woran man sich klammert. Sichbeziehen ist ein Strom, eine Bewegung, ein Prozess: Du begegnest jemandem, den du deswegen liebst, weil du so viel Liebe zu geben hast – und je mehr du gibst, desto mehr hast du! Sobald du dieses merkwürdige Rechenexempel der Liebe verstanden hast – dass du in dem Maße mehr hast, wie du davon verschenkst! – was einfach den ökonomischen Gesetzen, die in der Welt draußen gelten, widerspricht! Sobald du also weißt, dass du um so mehr Liebe und Freude bekommst, je mehr du sie verschenkst und austeilst, dann verschenkst du sie mit vollen Händen. Und dann bist jeder oder jedem, der dir gestattet, deine Freude mit ihm oder ihr zu teilen, einfach nur dankbar. Aber das ist nicht eine Beziehung, sondern ein flussartiges Strömen.

Der Fluss kommt an einem Baum vorbei, begrüßt ihn fröhlich, gibt dem Baum Nahrung, gibt dem Baum Wasser … und fließt dann weiter, tanzt weiter. Er klammert sich nicht an den Baum, und der Baum sagt auch nicht: „Wo willst du hin? Wir sind verheiratet! Und bevor du fortgehst, brauchst du eine Scheidungs-, oder zumindest eine Trennungsurkunde! Wo willst du hin? Und wenn du mich ohnehin wieder verlassen wolltest, warum bist du dann erst so schön um mich herumgetanzt? Warum hast du mir dann überhaupt erst Wasser gegeben?“ Nein, der Baum überschüttet den Fluss dankbar mit seinen Blüten, und der Fluss strömt weiter. Der Wind kommt und tanzt um den Baum und zieht weiter. Und der Baum schenkt dem Wind seinen Duft.  

Das nenne ich „Sichbeziehen“. Sollte die Menschheit je erwachsen und reif werden, dann wird sich die Liebe auf diese Art und Weise abspielen: Die Leute begegnen sich, beschenken einander, ziehen weiter … ohne jeden Besitzanspruch, ohne alle Herrschsucht. Denn andernfalls wird Liebe zum Powertripp.

Mach dir keine Gedanken darüber, was platonische Liebe ist. Meditiere lieber darüber, was Liebe ist.  

Mrs. Green und ihre Nachbarin Mrs. Sweetly plaudern am Gartenzaun. 
„Mrs. Green“, sagt Mrs. Sweetly, „es geht mich ja eigentlich nichts an, aber wir sind nun schon so lange befreundet, da mache ich mir halt Sorgen um Ihre Unbescholtenheit. Richtig, Sie sind zwar geschieden, aber die Leute verreißen sich das Maul über Sie. Sie regen sich einfach darüber auf, dass Sie jeden Abend Besuch von einem Achtzehnjährigen kriegen, der dann stundenlang bei ihnen bleibt!“ 
„Ach was“, lächelt Mrs. Green, „seien Sie unbesorgt. It’s just a platonic relationship.“
„Was ist denn das – platonic?!“, wundert sich Mrs. Sweetly
"Well," sagt Mrs. Green, "it is play for him and it is tonic for me!"

Mehr ist nicht dran an der platonischen Liebe: Spiel für den einen und Tonic für den anderen! Mehr als das weiß ich auch nicht darüber. 

The Dhammapada, The Way of the Buddha 

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