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Diskurse

Lerne das Wilde in dir kennen

von Osho

Osho erklärt einem Sannyasin, dass es ein paar Dinge zu seiner Energie zu wissen gebe, die ihm weiterhelfen könnten: 

Du hast dir nicht gestattet, je wild zu sein. Innerlich hast du dich immer unmerklich unter Kontrolle – und das kann dein spirituelles Wachstum behindern. 

Zwischen Verdrängung und Kontrolle ist ein feiner Unterschied. Verdrängung heißt, dass du nicht verstehst, was du tust; also unterdrückst du einfach etwas. Kontrolle ist da ein wenig intellektueller; du bist überzeugt, dass du das Richtige tun sollst, also kontrollierst du.

Du verdrängst nicht, sondern bist kontrolliert. Dein Verstand sagt dir, wie du richtig und wie du falsch handelst und so versuchst du, richtig zu handeln. Das ist dir nach und nach zur Gewohnheit geworden, zu deinem eigentlichen Lebensstil. Darum bist du nicht in Fluss, kannst du nicht mitgehen, nicht tanzen. Und du wirst nicht wachsen, außer du tanzt, außer du folgst deiner Energie rückhaltlos… selbst, wenn sie eine wilde Form annimmt, selbst wenn sie dich nahezu wahnsinnig macht. Man muss ihr uneingeschränkt folgen und dann stellt sich irgendwann eine andere Art von Disziplin ein.

Man muss drei Dinge unterscheiden: das eine ist Verdrängung – ohne jede intellektuelle Einsicht; das zweite ist Kontrolle – mit intellektueller Einsicht; das dritte ist Disziplin mit spiritueller Bewusstheit … und genau die ist erforderlich. Wir ersetzen sie durch Kontrolle, beziehungsweise ersetzen sehr viel mehr Menschen sie einfach, indem sie verdrängen.

Du gehörst der zweiten Kategorie an, der kontrollierten Kategorie. Die ist zwar besser als die der Leute, die mit Verdrängung leben, aber du musst einen Schritt weiter gehen: Du musst mit der Kontrolle aufhören und zu einer inneren Disziplin vorstoßen – die nicht das Geringste mit Kontrolle zu tun hat, sondern einfach nur auf deiner Bewusstheit beruht: Du erkennst und handelst deiner Einsicht gemäß. Dein Tun ist so spontan wie der Schatten, der dir folgt. Es folgt deiner Einsicht. 
Während du also hier bist, lass die Kontrolle los; das ist das Allererste. 

Das Zweite: Wann immer du das Gefühl hast, etwas mehr riskieren zu können, versuch‘s. Wenn du zum Beispiel tanzt und das Gefühl hast, dass, wenn du dich etwas mehr gehen lässt, noch etwas wilder werden könntest. Dann versuch‘s! Denn, wie sollen wir wissen, wie weit wir gehen können, wenn wir es nicht versuchen.
Nach und nach machst du erst einen, dann zwei, dann drei Schritte … so wirst du zuversichtlicher und um so größer wird dein Vertrauen in deine Energie, dass sie gut ist, egal, wohin sie dich führt. Am Tage, da sich dieses Vertrauen einstellt, beginnt die Verwandlung.

Wir haben gelernt, unserer Energie nicht zu vertrauen, dem Leben nicht zu vertrauen. Wir haben gelernt, nur der Vernunft zu trauen – die nur ein winziger Bestandteil ist und im Dienst der Gesellschaft steht. Alles Vitale, Lebendige hat man verworfen und der toten Vernunft hat man die Zügel schießen lassen.

Wenn du also die dynamische Meditation oder die Kundalini machst oder welche Meditation auch immer und dir danach ist, einen Schritt weiterzugehen, nur zu! Dieser eine Schritt wird es dir ermöglichen, noch einen Schritt weiterzugehen, also los. Dieser eine Schritt wird dich weiterführen und so weiter und so fort: Ein Schritt führt zum nächsten. Bald werden all deine selbst-gezogenen Grenzen weit hinter dir liegen. 

Sobald du beginnst, Grenzen zu überschreiten, beginnst du dich auszudehnen. Genau das heißt „Bewusstseinserweiterung“ – und genau danach sehnt sich der Mensch immerzu.

Du brauchst dich nicht klein zu machen; du kannst das Ganze sein. Nicht mal der Himmel ist die Grenze: Du kannst so groß sein wie die ganze Existenz, aber das erfordert einen enormen Mut.

Wir leben in sehr beschränkten Verhältnissen mit winzigen Grenzen, hinter denen wir uns verkriechen. Kommt raus! Diese Höhlen werden euch kein Licht spenden. In diese Höhlen dringt nie ein Lichtstrahl vor. Kommt raus unter den freien Himmel!
Erstens also lass die Kontrolle los; zweitens versuche, wo immer du eine Grenze verspürst, einen Schritt über sie hinaus zu gehen; und drittens fürchte dich nicht vor dem Wilden und dem Verrückten. 

Wer sich immer nur vor dem Wilden und dem Verrückten fürchtet, kann nicht weiter werden. Und seine Furcht ist überflüssig … sie ist vielmehr sehr gefährlich. Wer sich immer nur vor dem Wilden und Animalischen und Verrückten fürchtet, der speichert alles Verrückte: Schicht um Schicht häufst du es an – bis es eines Tages zu viel wird. Eines Tages wird es so viel sein, dass du es nicht mehr kontrollieren können wirst. Es wird explodieren – und du wirst nirgendwo enden. So entsteht Wahnsinn. Wahnsinn entsteht aufgrund von Kontrolle. All die Menschen in den Irrenhäusern sind äußerst kontrollierte Leute: Ihr Wahnsinn ist das Ergebnis von ihrer lebenslänglichen Bemühung.

Ein Mensch, der sich Wahnsinn gestattet, Wildheit gestattet, häuft keinerlei Wahnsinn an und ist außer Gefahr. Statt ihn im ganzen Paket zu bekommen, ist es einfacher, ihn in Raten zuzulassen. Es ist sehr gut, ab und zu wütend zu werden, statt zehn Jahre lang nicht wütend zu werden und eines Tages einen Menschen umzubringen. In solch winzigen homöopathischen Dosen tut Wut gut; völlig in Ordnung. Wer sie nicht in kleinen Portionen aufbraucht, dem wird sie eines Tages so über den Kopf wachsen, dass man unter ihrer Wucht zusammenbricht. 

Merke dir diese drei Dinge. 

Aus: The Further Shore, # 17
 

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